Was bringt Dich dazu, ein Bild oder ein Video länger bzw. genauer anzuschauen.
Sicher gibt es da vieles im Detail, aber im Wesentlichen ist es doch der Umstand, dass ein Bild mit etwas Ungewöhnlichem daherkommt. Etwas, dass nicht der Sehgewohnheit entspricht. Eben etwas besonderes. Anders.
Was nun dieses „Besondere“ ist, liegt dann wieder – dem Wortsinn gemäß – im Auge des Betrachters. Nur kannst Du dem potentiellen Betrachter deiner Bilder nicht – oder meistens – vorschreiben, wie er/sie/es dein Bild betrachtet und was dabei genau.
Musst Du es erklären, taugt es nichts. Das hat mal wer gesagt, der sich mit Bildern auskennt. Was nicht selbstredend daher kommt, taugt nicht mal für die kleinste Geschichte drumherum. Und dabei geht es nicht um Bilder, rekrutiert aus dem Revier der Kunst. Sondern generell um ein Bild. Zieht es mit dem Dargestellten keine Aufmerksamkeit auf sich – immer die auch aussehen mag – verklapp das Ding!
Gerade und weil die Plattformen wie Instagram oder ähnliches tagtäglich geflutet werden mit Milliarden Bildern. Und da denkst Du, das gerade deins so interessant ist, dass es alle anschauen?
Schön wär’s, nicht wahr? Aber es gibt immer wieder mal Bilder, die quasi um die Welt gehen. Warum ist das so, fragst Du? Sicher liegt es rein technisch bedingt, dass es heutzutage ein leichtes ist, ein Bild um die Welt zu schicken, denn was früher nur einer Zeitung gelang und auch nur da, wo man lesen und schreiben konnte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ein interessiertes Auge erreicht um den Faktor 10 hoch 6 höher. Mit Smartphones und Konsorten ist es ein Klacks.
Sicher ist es nicht unbedingt das Ziel ein Bild zu erschaffen, dass alle sehen, schon aber der Wunsch, so viele Wohlgesonnene zu erreichen wie möglich.
Doch wenn nicht alle, die es interessieren könnte, dich „kennen“? Was dann? Dann baust Du auf die Chance, dass ein Bild von dir dazu Anlass bietet, dass bisher Interessierte es derart interessant finden, dass sie sich zum Multiplikator machen und es anderen zeigen.
Den Puristen rollen sich schon die Zehennägel hoch und das Geschrei ist zu vernehmen :
„Was hat das mit Fotografie zu tun?!
Alles. Denn, wer nach 184 Jahren voller Varianten der Fotografie immer noch nicht gerafft hat, wieviel drumherum stattfinden kann, der soll sich wie einst 1839 Joseph Nicéphore Niépce aufs Dach stellen und stundenlang Heliograhpien machen.
Sicher eröffnet der gerade aufkeimende Trend mit der KI wieder etwas neues, aber an der Stelle liesse sich vortrefflich streiten, ob es dann wirklich noch etwas mit Fotografie zu habe.
Kleine Anmerkung an der Stelle : Nein hat es nicht, ein Bild mittels Rechnerleistung zu erstellen. Denn der reine physikalische Akt der Photonenwirkungsaufzeichnung fällt dabei weg. Und wie das Wort PHOTOgraphie schon sagt….Photo —–> Licht. Also nix Licht, nix Foto.
Hingegen die Weiterverarbeitung eines Lichtbildes gehörte und gehört nachwievor zum Werdegang des Endproduktes. Und so ist es dann egal, ob auf chemischem oder physikalischem Wege an einem Bild etwas entwickelt wird oder bearbeitet. Das Ergebnis ist ein Bild. Mehr oder weniger kunstfertig, in Abhängigkeit der Fähigkeiten des Bearbeiters. Und auch liesse sich vortrefflich weiter streiten..
Und so ist man dann auf der Suche – was eher der anstrengende Weg ist – oder der Zufall spült einem die zündende Idee an den Strand.
Sei es ein eigentlich flapsiger Running Gag zwischen Modell und Fotograf, bei dem die abgelichtete und mit einem gänzlich unwillkommenen Pickel ausgestattete Dame darum bittet alles unattraktive weg zu retuschieren. Auftrag angenommen und ausgeführt, möchte ich meinen.
Und so kommt man wie die viel zitierte Jungfrau zum Kinde und entwickelt mit dem gewissen Hang zur optischen Westentaschenrevolution eine diebische Freude, das Konzept gezielt anzuwenden.
Und so verschwinden dann halt Dinge auf Bildern, die natürlich und logischerweise im Original vorhanden waren. Und das Bild hat seinen Traktorstrahl bekommen. Die Sehgewohnheit ist in den Hintern getreten und ein Betrachter fragt sich, wie zum Geier das wohl nun gemacht wurde. Jeder weiss, dass David Copperfield nicht durch die Chinesische Mauer gehen kann. Zahlreiche Horden von Mongolen hatten es eindrucksvoll bewiesen, dass es schon in früheren Zeiten nicht möglich war. Aber der Mensch lässt sich eben gerne mit solchen Momenten einfangen. In den Bann gezogen mit dem Moment des Zweifels. Denn man weiss, dass es nicht gehen kann. Aber scheinbar bekommt es doch ein hin. Und schon ist die Magie des Augenblicks geschaffen.
Also trau dich mal zu zaubern. Brich Sehgewohnheiten. Folge deinem Spieltrieb.
Man soll ja seinen Zaubertrick nicht verraten, aber hier mal ein Vorher-Nachher-Bild, damit du weißt, was da rein technisch hinter der Kulisse stattfand.
Und ja, die Dame lag wirklich so auf dem Balken. Ein bisschen Einsatz für die Kunst gehörte eben dann doch noch dazu.