Neben Fotografen sind Schauspieler und Musiker diejenigen, die bei einer Fotosession das sperrigste in Sachen Modell sein können. So vielleicht die allgemeine Grundannahme.
Aber, was soll ich sagen? Bis auf einen einzigen Fall hatte ich immer eine entspannte Zeit und konnte den Jungs oder Mädels immer die Bilder entlocken, die sie von sich nicht erwartet hätten.
Hier und da gab es sicherlich recht konkret Vorgaben, wie seinerzeit die Bilder für eine PUR-Coverband oder die Truppe, die sich Robbie Williams als Vorbild nahm. Aber im Großen und Ganzen durfte ich machen, was mir in den Sinn kam.
Relativ zügig konnte ich die „Herrschaften“ davon überzeugen, dass das Prinzip mit dem Sehgewohnheitenbrechen ein Aspekt ist, den man durchaus als Stilmittel verwursten konnte. Musikalisch wusste die „Mucker“ immer, was sie zu erzählen hatten. Und von einem gewissen Bestreben eine Wirkung dann auch auf Bildern zu transportieren, landeten sie oftmals bei dem gleichen angestaubten Klischee-Imagebildern.
Aber ich wäre nicht ich, wenn ich darauf etwas geben würde, was jemand an Bildern von sich haben wollen würde. Ergebnis war immer, dass die Leute aus dem Studio – oder wo auch immer wir die Bilder machten – gingen und sich neu erfunden fühlten.
Alles richtig gemacht, bleib abschließend zu sagen.
Gerade auch das Spiel mit Klischees bzw. deren Übersteigerung oder gänzlicher Umkehr macht den Musikern am Ende fast am meisten Spass.
So bekam ich eines Tage die Anfrage vom 1. Oboisten des Orchesters des Staatstheaters der Stadt Braunschweig. Optisch mir völlig unbekannt, baute mir mein Gehirn – ja auch ich bin Gefangener bestimmter Klischees – eine Person in meinen visuellen Cortex. Klassischer Musiker, Instrument Oboe, das konnte nur ein Friedhelm sein, der mit gebügelter Hose, Pullunder und von Mama gekämmt immer artig zum Musikunterricht gegangen ist und anschließende Musikbeamter wurde.
Nun kannst Du dir schon sicher denken, dass es erstens anders und zweitens als man denkt kam. Italienische Wurzeln, Schweizer Akzent, Fitness-Modell-Qualitäten und charmant hoch drei. Und kein Friedhelm, sondern ein Salomo. So, nun leg mal los!
Einzig wichtig war ihm sein Arbeitskollege im Bild, die Oboe, sodass mir spontan an der Burg Heinrich des Löwen die Idee mit dem Klischeespiel in Sachen Schweizer Garde kam. Gesagt, getan. Here we are!