….oder wie aus der Grundschullehrerin der Grund für große Augen wurde.
Während Lieschen Ballerschmidt – halbwegs gerade und ansehnlich gewachsen und mit der Idee ausgestattet, sich zeigen zu wollen, das eigne Portfolio mit immer den gleichen Motiven – nämlich mit wiederkehrend grenzdebil grinsenden Schmollfisch-Gesicht – überquellen lässt, gibt es die „anderen“. Die anderen, die nicht die immer gleichen Porträts von sich von möglichst vielen Fotografen sammeln. Die anderen, die sich den Picasso kaufen, weil es ein Picasso ist und nicht das Abbild einer bestimmten Person. die anderen, die sich zu 100 % in die fotografischen Hände desjenigen begeben, der mit seinen Bildern eine eigne Sprache spricht.
So war es der besagte rote Faden in so vielen Begegnungen der Zufall, der mich an diese Dame brachte. Im Nachgang mag man spekulieren, ob es stereotype Lebensumstände gibt, die eine Frau in der Blüte ihres Seins dazu bewegt, sich entgegen ihres öffentlichen Auftretens und klischeebeeinflusster Denke, gerade den freizügigsten Fotografen vor Ort optisch machen zu lassen, wonach ihm ist.
Wie Tante Gerda immer sagte . „Stille Wasser sind tief“. So auch hier, denn sie strafte mich Lügen. Auf mehreren Ebenen.
Punkt 1 : Bis dato war in meiner Schublade mit der Aufschrift „Grundschullehrerin“ ein gänzlich anderer Typ Frau verbucht. Welcher genau kann ich tatsächlich schwer sagen, jedenfalls nicht so einer mit Gardemaßen und Körpergefühl und Präsenz.
Punkt 2 : Vielleicht lag es daran, dass sie gerade von einem langen Auslandsaufenthalt wieder zurück war, sie ihren Freund „abgeschossen“ hatte und somit in einer Art persönlichen Aufbruchstimmung war, einfach mit den eignen und den äußeren Konventionen zu brechen.
Punkt 3 :Don´t judge a book by its cover. So war sie sichtlich bestens in Form, aber beim Shooting zauberte sie sowohl die Info als auch den Beweis aus dem Ärmel der Überraschung. Nämlich, dass sie in jüngeren Jahren der rhythmischen Sportgymnastik zugetan und mächtig war. Jetzt könnte man meinen ich sei dämlich, dass ich nicht selber drauf kam, dass bei der Figur Sport mit Spiel sei. ich kann euch aber versichern, ich habe schon gänzlich sportfern aufgewachsenen Zeitgenossinnen im Studio gehabt, die jedem Vergleich standhielten. Also, von daher, sei mir das Quäntchen Überraschung gegönnt.
Punkt 4 : Zu der Zeit hatte ich – banal begründet durch rein bauliche Bedingungen im Studio nur 2, 70 Meter Raumhöhe zur Verfügung. Was das mit der Dame zu tun hatte? Ganz einfach. Da ich Top-Light-Fetischist bin gab es mit Blondinen immer das Problem, dass der Kopf – respektive die Haare – immer zuviel Licht abbekamen. Daher Gabis mehr dunkelhaarige Modelle. Ich weiss klingt komisch. Ist aber so. Und deshalb war ich mir nicht sicher, ob die Rechnung aufgehen könnte. Im Nachgang war ich heilfroh, dass sie etwas aufdringlich wurde in Sachen Studiofotos.
Was jetzt so bemerkenswert an dieser Art Bilder im Zusammenhang mit ihrem Beruf ist, möchtet ihr jetzt noch wissen? Ich sag mal so. Das Internet ist ein Haifischbecken. Und wenn nicht irgendwelche Schüler über Bilder stolpern, sind es neidische Kollegen, die bluthundartige Stalker-Qualitäten entwickeln, nur um der „komischen“ ob ihrer Freund an Hobby, Körperbewusstsein oder Lebenseinstellung eins reinzuwürgen. und so gibt es diese Bilder hier. die „anderen“ sind unserer Privatangelegenheit geblieben.
Wirklich gefragt hatte ich sie hinsichtlich ihrer Motivation nie, wenn ich so drüber nachdenke, aber vielleicht ist’s auch manchmal einfach egal, warum man es macht, Hauptsache, man tut es.
Und so taten es einige Damen, von denen – wie man so schön sagt – wenn man sie auf der Strasse träfe, man nicht denken würde, was sie so vor fachkundigen Kameras so tun in ihrer Freizeit
Als jemand, der beim Blick ins eigne Portfolio einen gewissen Hang zur Schwarzweiss-Fotografie ablesen kann, war Farbe immer so eine Sache. Und erst recht Rot.
Nun liesse sich vortrefflich über die Wirkung der Grundfarbe der Grundfarben schwadronieren. Rot, die Farbe der Liebe, der Leidenschaft, des Teufels, der Wut des Krieges. Oder eben einfach nur : Rot.
Und wer’s nicht glauben mag, dass ein und dasselbe Bild in Farbe gänzlich anders funktioniert. Dann hier. Seht zu und lernt!
Na, wer hat’s erkannt, welches das Farbbild ist und welches nicht?
In diesem Sinne. Lasst Farbe in Euer Leben. Aber bitte kein hellblau oder braun.