***Vorsicht! Kann Spuren von Satire und Ironie enthalten***
Wenn man den Namen Herrmann hört, denkt man zugegebenermaßen nicht sofort an Mittelamerika. Assoziationen sind schon etwas feines und so hatte ich, als ich den Absender einer Email las, nicht vorm geistigen Auge, DIESEN Herrmann zu treffen. Das abgekürzte „J“ des zweiten Vornamen klang für mich eher nach Josef. Wohl aber nicht nach Javier.
Und so überraschend wie die Tatsache war, dass Herrmann aus Mexiko kam, so überraschend war die Erkenntnis, dass mexikanische Geschwisterkinder gerne alles im Rudel zu machen scheinen. Denn es kam zum Shooting nicht nur ein Herrmann Javier, sondern auch noch seine drei älteren Schwestern. Fiesta Mexicana in der Bude also.
Denn selten habe ich so fröhliche Menschen (bei einem Shooting) erlebt, wie an dem viel zu heissen Julitag 2009. Für Yucatan-Kinder wohl etwas zum im Wortsinne warmwerden, lief mir die Suppe deutlich über den nordeuropäischen Aalstrich. In Nullkommanix verwandelte die drei Ladies das Studio in eine Hacienda de la divertida. Eine wilde Mixtur aus Spanisch und Deutsch, laute Folklore-Musik, Berge von floraler Damenmode und – anscheinend legt die mexikanische Frau Wert darauf, anderswo nicht als schlechte „Mama“ oder „Schwester“ zu gelten, Berge von Finger-Food. Alles Sachen, die man aber definitiv nicht im Supermarkt kauft, sondern alles selbstgemachtes. Eher fassungslos beantwortete Gloria, die Erstgeborene und Anführerin der Dalton-gleichen Schwester-Bruder-Bande, die Frage, ob sie das alles selbst gemacht hätte, mit einem schockierten : “ Si! Naturalmente Wer sollte denn sonst das Essen machen, wenn nicht ich?“
O.k, o.k, Comprende! Mea culpa…. Andere Länder, andere Sitten. Und so kam ich in den Genuss von extremst leckeren hausgemachten Dingen, deren Namen ich nicht kannte und auch schon wieder vergessen hatte. Die in meiner Erinnerung aber alle klangen wie die Aufstellung der mexikanischen Fußballnationalmannschaft. Dass das eine oder andere für den germanischen Gaumen eine Nuance überwürzt erschien, brauche ich nicht erwähnen. Aber ich habe mir auch sagen lassen, dass nicht alle Mexikaner Chilis wie Gummibärchen wegkauen. Soll ja auch Deutsche geben, die keine Kartoffeln mögen.
Und ich musste feststellen, dass mindestens eine Frau im mittelamerikanischen Asteroideneinschlagsgebiet aussieht wie J Lo. So auch Juanita….1,52 groß laut Maßband. ein Auftreten wie The Rock und ein Lachen, bei dessen Klang und Lautstärke selbst Montserrat Caballé ihre Meisterin gefunden hätte. Naja, mit Highheels waren es dann über 1,60. Wie sie betonte. Ihre ältere Schwester konnte nicht unterschiedlicher sein. Aber das ist dann meist so, dass die älteste der Bande die „ruhigste“ ist. Also ruhig für Latina-Verhältnisse.
So hatte ich mir ja neulich schon über die Besonderheit bei den Modellen aus osteuropäischen Regionen berichtet. So eigen – und bisweilen – ernst – die Damen dort sind, so besonders sind die Damen mit dem Feuer des Südens.
Anmerkung an dieser Stelle . Wer meint, dass ich auf einheimische Modelle deswegen nichts gäbe, dem sei gesagt, dass meine Betrachtungsweise mit dem nötigen Augenzwinkern und der Freude an Beobachtung menschlicher Verhaltensweisen erfolgt. Die besten Modelle sind immer noch die, die bei mir vorbeikommen. Egal was im Pass steht, welcher Schulabschluss, welche Hautfarbe, Religion oder sexuelle Ausrichtung.
Temperament ist das allgegenwärtige Stichwort bei den Damen. Da waren bei mir die Spanierin, Mexikanerin, Italienerin, Türkin, Iranerin, Albanerin, Griechin, Portugiesin oder Ivorerin ohne Warmmachen gleich auf Drehzahl.
In dem Zusammenhang hatte uns -also mir und meinem spanischen Modell – mal ein Workshopteilnehmer die Frage gestellt, ob es denn wirklich den Klischees ein wenig entspräche, dass die Leute aus Spanien, Polen oder sonstwo her anders drauf sind.
Meine werte Kollegin – und hochgeschätztes Modell – Mela schaffte es in wenigen Worten die Frage zurückzuspielen, indem sie formulierte, ob es sich denn nicht von selbst beantworten würde, dass jeder das Produkt seiner Umgebung sei und es daher völlig erwartungsgemäß ist, dass jeder individuell agiert. Ob im häuslichen Umfeld oder – wenn man es denn unbedingt an Nationen festmachen wollen würde – nach Herkunft.
Entweder du kannst mit der Person gut umgehen und coole Fotos machen. Oder dir kommt’s drauf an, wo jemand herkommt. Aber dann hast du nichts verstanden, was Fotografie von Menschen überhaupt ist
An dieser Stelle nochmal Sorry an diejenigen Workshopteilnehmer, dass ich persönlich Wert drauf lege, dass die Menschen mit denen ich zusammenarbeite ….ich als Dozent, die anwesende Dame als mein Modell ….in erster Instanz einer wertzuschätzende Person ist und nicht ein Titten-und-Pussy-Transporter. Aber das nur am Rande und dazu zu späterer Zeit nochmal ein gesonderter Beitrag zum Thema „Die 5 absurdesten Momente in einem Workshop“.
Und was macht somit die Zusammenarbeit mit den „feurigen Südländerinnen “ so anders?
Vielleicht ist es hier und da eben der Spritzer Selbstbewusstsein in Kombination mit der Portion Extrovertiertheit? Ich werde das mal genau analysieren im Vergleich mit den Eingeborenen unserer Breiten.
By the way. Die eine oder andere Dame von vor der Kamera spiegelte mir mal typische Verhaltensweisen von unterschiedlichsten Fotografen wider. Und da kamen die sog. „typisch deutschen“ Fotografen nicht besonders gut bei weg. Schlechte Verlierer war ein Begriff, der öfter fiel. Bei einem „Korb“ in Sachen möglicher Zusammenarbeit ist der Biodeutsche ganz unprofessionell, indem er sich nicht bedankt für die ehrliche Antwort, sondern rumzickt und nachtritt. Manche tun so, als hätten sie persönlich wie beim Flirten einen Korb bekommen. Gut, dass manche das Fotografieren mit der Partnerbörse verwechseln ist auch ein anderes Thema, aber, Jungs , mal ehrlich, wenn man eine freundliche Absage bekommt, dann lächelt man ganz nett und zieht von dannen. Wie in der Bar. Die Dame will nicht mit euch reden – oder mehr – dann lächeln, den Drink bezahlen und dann artig Winkewinke machen.
Und wenn die Abfuhr nicht nett ist, dann trotzdem lächeln und auf dem Hacken kehrt. Alles andere macht im Alter hässlich und ist nicht gut fürs Karma-Konto.
in diesem Sinne. Bleibt menschlich.