Der TÜV ist ja hier schon bisweilen eine Geißel, deren Fänge man schwerlich entkommen kann. Dass es eine ähnliche Institution in afrikanischen Gefilden gibt, war mir bis zu dem Zeitpunkt, an dem mir mein herzallerliebster Sachbearbeiter im sog. „Straßenverkehrsamt“ in Windhoek, einen kleinen Zettel durch „Kunden-Futterluke“ schob. Natürlich ohne weitere Erklärung, versteht sich. Fürs Quatschen wird er ja schließlich nicht bezahlt.
Dank der freundlichen Mithilfe der mich wie Möwen einen einlaufenden Krabbenkutter umkreisenden Ansammlung freundlicher Menschen südwestafrikanischer Herkunft war es mir dann möglich den Prozess des Autoanmeldens in eine finale Richtung zu lenken.
Als erstes stand ein Termin bei der lokalen Polizeistation an. Irgendwie war mir da nicht ganz wohl bei. Nicht, weil ich Dreck am Stecken hätte, aber man merkt, dass Klischees und ein bisschen Vorurteil, geboren aus wilden Geschichten anderer Afrika-Reisender, das kleine Flämmchen der Voreingenommenheit am Lodern halten. Erstaunlich kundenorientiert gelang es dem Uniformierten in dem kasernenartigen „Prachtbau“ mir sofort zu helfen und mich an die zuständige Bürokraft weiter zu vermitteln. Aber ich hätte es wissen müssen. Wenn dir jemand wortgewaltig und überfreundlich hilft und dich zu jemandem anderen verweist, dann macht er das nicht aus reiner Menschenfreude, sondern um dich geradewegs in die Abgründe afrikanischer Bürokratie schauen zu lassen.
Man verzeihe mir die lästerliche Formulierung, aber eine so „große“ Frau hatte ich bis dato noch nicht gesehen. Und schon gar nicht eine , die in einer Uniform steckt. Mit sitzsackähnlichen Ausmaßen, kombiniert mit einer Laune, die man sonst nur einem Honigdachs zuschreiben würde, thronte diese schwarze Offenbarung und Inkarnation von MAMA AFRIKA in einer bis zum Platzen gespannten weißen Bluse und einem an ein römischen Feldlagerzeit erinnernden dunkelblauen Rock auf einem Barhocker (!!!!) hinter dem Schalter und verdrehte just in dem Moment mit einem Seufzer vor Glückseligkeit über meine Ankunft die Augen. Das begleitende Geräusch dazu erinnerte mich irgendwie an die Szene in Jurassic Park als Sam Niell sein Ohr auf den magenverstimmten Triceratops legte.
Und diese Frau ist also die „Kundenbetreuerin“? O.k.! Na, dann! Ich habe keine Ahnung, WIE dieses informelle Gespräch abgelaufen ist, denn ich habe NULL verstanden, von dem, was sie sagte. Irgendwann drückte sie auf eine Art Buzzer und ich stellte mich schon aus das Schlimmste ein. Im Knast soll´s ja echt nicht schön sein. Doch dann näherte sich eine andere „Kundenbetreuerin“ dem Raum, was ich erst nur durch das staccato-hafte Klacken hoher Absätze erahnen konnte. Mit schlimmen Befürchtungen über das mich Erwartende wurde ich aber eines besseren belehrt. Wenn die Dame hinter dem Schalter mit vorherrschender Materie gleich zu setzen wäre, war DIE Lady so etwas wie Antimaterie. Ein anderer Begriff als „gazellenhaft“ fällt mir einfach im Zusammenhang mit dieser Erscheinung nicht ein. Sie sprach natürlich auch nicht mit mir, sondern ruckte nur mit hochgezogener Augenbraue mit dem Kopf in die Richtung, in die ich folgen sollte. Wie vom Designer durchdachte Proportionen schwangen in Form von idealer Abstimmung in Sachen Hüfte und Taille vor mir den Gang entlang. Aber ich schweife ab *räusper*.
Besagte Dame lieferte mich umgehend bei einem „Officer“ ab, der mich rüde in die Realität fortschreitender Amtsgeschäfte runter bremste. Irgendwie war ich nur Statist in der ganzen Sache und kam mir ein bisschen ausgeliefert vor. Vor allem als der gute Mann feststellte, dass die Fahrgestellnummer – und um die ging es letztlich bei der polizeilichen Vorführung – in dem Papieren nicht der Nummer entspricht, die sich im Auto befand. Tja, das war´s dann wohl. Doch Knast. Spontane Schwitzattacken gefolgt von sich durch Blutmangel erzeugtem Tunnelblick und papptrockener Zunge, glotze ich wie ein angeschossener Kudu in die sich mehr und mehr verengenden Augen meines „Verbindungsoffiziers“. Er holte tief Luft, nestelte an seinem Bat-Man-Allzweckgürtel herum, und ich sah mich schon mit Handschellen den Gang runtergezerrt. Kopfschüttelnd fummelte er jedoch einen Kugelschreiber hervor, strich die Nummer in den Papieren durch und schrieb die vorhandene Nummer einfach drunter. Stempel drauf. Handschlag. Good bye, Mister and have a nice day! Klatsch, bumm, fertig.
“Hurry, hurry, Mister….”, kam an mein Ohr, als ich nach zwei Minuten Stasis mich immer noch nicht bewegte und mir der Police-Officer damit andeutete , dass ich mich dann doch jetzt mal verkrümeln sollte. Schließlich hätte er ja nicht den ganzen Tag Zeit.
Manche Dinge MUSS man nicht verstehen. Einfach nur so hin nehmen. Also brummte ich mit dem Auto, welches nun FAST offiziell meins war, dann doch endlich in Richtung „TÜV“.
Aber das ist eine andere Geschichte wert.
In diesem Sinne
Es grüßt derPapendieck