„Wenn es im Internet ist, dann kann es jeder benutzen!„
„Lad nichts hoch, wenn es keiner klauen soll!„
„Unter Fotografen kann man doch mal Bilder tauschen!„
„Wir haben kein Geld, deine Bilder zu kaufen, deshalb der Screenshot!“
„Fick dich, ich benutze, was ich will!„
Das sind die häufigsten Antworten auf den Hinweis, dass jemand mit einem meiner Bilder „Schindluder“ – übrigens eines der schöneren fast vergessenen Wörter – getrieben hat. Urheberrechtsverletzung zu Internetzeiten eben.
Die Rechtsprechung hat da ganz klare Vorgaben. Diese scheinen aber in weiten Teilen des WeWeWe nicht zu gelten. Dem Bilderdieb aber sei gesagt, dass dem nicht so ist. Man befindet sich mitnichten im rechtsfreien Raum.
Seltsamerweise können Leute Bilder klauen und sich als ihr „Erschaffer“ ungestraft ausgeben. Rechtlich nicht zu belangen, weil nicht auffindbar. Und Anwaltskanzleien haben sich mittlerweile trüffelschweinartig des Themas angenommen. Aber „hackt“ jemand einen fremden Account, schmuggelt fremde Bilder ein, dann ist komischerweise binnen Minuten eine Anzeige im Postfach. Aber Betrug muss sich halt neue Geschäftsmodelle erschliessen.
So taucht ein Bild von mir – also nicht von mir, sondern von mir fotografiert – auf soviel unterschiedlichen Seiten auf, dass es quasi schon zum Inventar gehört im Internet.
Seinerzeit das erste Mal 2008 in der Fotocommunity gezeigt, war es schon Anlass für mannigfaltige Reaktionen. Warum es damals so viel Staub aufwirbelte, ist mir allerdings bis heute ein Rätsel. Es brachte die dortigen selbsternannten Silberrücken der mittelmäßigen Muschiknipserei auf die Barrikaden. Wahrscheinlich aus Wut, weil man ebengenannte Körperregion selbst bei starker Aufhellung und Vergrößerung des Bildes nicht begaffen konnte.
„Abartig“, „frauenverachtend“, „demütigend“ und „widerlich“ waren ein paar Vokabeln, die durch die Foren knallten. „Fotografischer Hirnschiss“, „mit Unfähigkeit geschlagen“ und völlig „entartete Kunst“. Eine derartige Auflistung aus damals unaufgefordert gesendeten Nachrichten würde das Format hier sprengen.
Am enthemmtesten ereiferten sich tatsächlich weibliche Modelle, die der Meinung waren, dass eine Schwangere völlig pervers dargestellt wurde.
Kleiner Einwurf an der Stelle . Die junge Dame auf dem Bild war lediglich übergewichtig.
Und als klar wurde, dass es eben keine Schwangere war, feuerten die Damen aus allen Rohren. Warum, fragst Du dich? Weil die meisten von mir einen fotografischen Korb bekommen hatten, weil sie nichts anderes wollten, als ihre Reihe an belanglosen Ego-Politur-Porträts langzumachen.
Und jeder weiss : Hüte Dich vor der Rache einer verschmähten Frau!
Da die Jubel-Perser, Wasserträger und andere Votzenknechte aus der Entourage dieser verschmähten Z-Promi-Diven nicht besseres zu tun hatten, ins gleiche Horn zu stoßen, gab es das, was man als klassischen Shit-Storm bezeichnen könnte.
Mit dem Ergebnis, dass selbst die Administratoren der Fotocommunity in die Hetzkampagne miteinstiegen anstatt den Leuten einen Platzverweis zu erteilen.
Daraus rekrutierte sich ein später ausgesprochenes und lebenslang geltendes „digitales Hausverbot“ für mich in diesem Forum. Aber zum Thema Communities werde ich nochmal eine gesonderte „Einheit“ hier schalten, denke ich. Wird auf jeden Fall lustig.
Aber zurück zur pervers und katastrophal abgelichteten Nicht-Schwangeren.
Anlass für diese Bilder war mein Gespräch mit der jungen Dame, die zu der Zeit in einem Café arbeitete, welches ich regelmäßig besuchte. Als klassische Feierabendaktion eines längeren Shootingtages kehrte ich dort immer ein. Ihre Kollegin war bereits schon zweimal vor meiner Kamera gewesen und war voll der Begeisterung und versuchte, die „dralle Schönheit“, wie sie ankündigte, mir schmackhaft zu machen. Da besagte Dame meine Werke bereits kannte, stand sie eher ablehnend der Sache gegenüber, da sie der Meinung war, dass ich eh nur „dürre Hühner“ präferieren würde.
Da ich niemanden überrede, zeigte ich ihr lediglich ein paar Ergebnisse der jeweiligen Shootings und so bröckelte langsam der Panzer der Ablehnung, denn eigentlich hatte sie – wie sich im Nachgang in Gesprächen herausstellte – von Anfang an total Lust auf diese Geschichte mit der skulpturalen Aktfotografie.
Ein Fest geradezu war es, in ihren Formen zu schwelgen. Die Ergebnisse sprechen für sich.
Neben reiner Neugier, wie es wohl wäre, sich unbekleidet vor einem halbwegs Fremden zu bewegen, gab es aber einen unmittelbar ernsthaften Ansatz für sie. Denn die im Wortsinn offensichtliche Körperfülle und die physisch belastende Oberweite manifestierte in ihr das Bedürfnis, daran etwas zu ändern. Neben der Ernährungsumstellung und der sportlichen Aktivität hatte sie eine operative Verkleinerung der Brüste in ihrem Terminkalender.
Und deshalb wollte sie vorher nochmal so vor eine Kamera. Dem Zufall und ihr sei Dank, dass sich unsere Wege kreuzten. Denn ohne sie hätte ich dieses ikonische Bildwerk niemals hinbekommen.
Einziger Wermutstropfen. Das Nachher-Bild blieb sie mir schuldig.