Faust, Vers 3415 ff. :
„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“
Was unser Äppelwoi-Sommelier und Dichterfürst als die Frage aller Fragen etablierte, reiht sich ein zum Kern des Pudels, welcher sich in vielen Dingen wiederfinden kann.
So die – bisweilen leidige – Frage nach der Wahl der Farbgebung eines Bildes.
Für viele Normalbetrachter eines Fotos scheint ganz oft „Schwarz-Weiss“ ein Bild an sich zu sein. Ein Thema. Eine Szene. So erinnere ich mich an viele Bemerkungen ehemaliger Modelle, die auf die Frage, WAS – und ich betone es nochmal – WAS denn für Fotos das Gefallen träfen, meist gleich lauteten :
„Schwarz-Weiss wäre super!“
Ja, aber Schwarz-Weiss ist lediglich ein technisches Detail, sicher aber keine Auswahl an Motiven oder Themen. So kann ich irgendwas fotografieren, aber Hauptsache Schwarz-Weiss, oder wie?
Knipst Du auch noch den größten Scheiss, ganz egal, mach Schwarz und Weiß.
Unverständnis schlug mir regelmäßig dabei entgegen, wenn ich ungerührt der milcheinschussartigen Schwärmerei der Damen über die wirklich absolut kunstvolle Schwarzweiss-Fotografie meine Frage nach dem WAS wiederholte.
Bei Faust bezieht sich die elementare Frage auf die Religion und wie es sich ganz oft darzustellen scheint, stellt sich die Frage, ob ein Bild in Schwarzweiss oder Farbe sei solle, auch als fast religiös dar und sorgt bei Diskussionen fast für religionskriegsähnliche Überwürfnisse.
Sicher liesse sich an dieser Stelle ganz vortrefflich über die Wirkung dieser beiden – nennen wir es mal Darreichungsformen- schwadronieren, untern Strich bleibt eine Sache, lässt man den rein physikalischen Aspekt in Sachen Farbe und Abwesenheit derselben aussen vor.
Einziger und unumstößlicher Fakt bei Bildern – und da spreche ich nur und ganz ausschließlich von mir selber – ob es in Schwarzweiss oder eben in Farbe präsentiert wird, ist MEINE Sicht der Dinge. Wenn ich in dem Moment den Drang verspüre, das Bild Schwarzweiss zu bearbeiten, dann ist das so. Kann ich nicht erklären. Muss ich auch nicht.
Es mögen die Leute Gift und Galle spucken, wähle ich für meine Bilder die kontrastreiche und reduzierte Version des Schwarzweiss-Bildes aus.
Sagte ich schon, dass das dann eben so ist? Soll heissen, dass ich persönlich der Maßstab dabei bin. Und nur, wenn ich darin einen Zugewinn sehe – und nur dann – lasse ich mich vielleicht hinreissen, für jemanden die Farbversion „auszuprobieren“.
Und so können Bilder jemandem gefallen. Gut! Es kann jemandem auch nicht gefallen. Auch gut!
Aber was soll dieser übergriffige Dogmatismus? Gerade in einschlägigen Szenen. Wenn ich als Fotograf für mich ein Bild konzipiere, quatscht mir weder ein anderer Fotograf und erst recht kein Modell rein.
Ich stehe für meinen Style. Nichts anderes. Was anderes ausser meine Sachen kann ich ja auch nicht. Und wenn dann noch jemand meint, mir Bildformate zu diktieren, kann ich nur müde lächeln. Wem das alles nicht passt, bleibt einfach weg.
Also, denk daran, dass nur DU bestimmst, wie deine Bilder werden und später aussehen. Entscheide immer wieder, ob du anderen zum Gefallen Bilder machst, die aber nicht „deins“ sind. Du hast Sorge, dass Du dann die Leute nicht fotografiert bekommst? Warum? Diejenigen, die mit deinen Sachen nichts anfangen wollen oder können, sind dann eben nicht die richtigen für dich. Du bist dann nicht abgeschrieben. Abgeschrieben bist du, wenn du es jedem versuchst, recht zu machen.
Erkenne deinen Wert. Und lass dich nicht von DEINEM Weg abbringen. Fängst Du an, auf Sätze zu hören wie . „Fotograf XY hat neulich das hier gemacht. Können wir das auch mal machen?“, dann hast Du verloren. Dich verloren.
Willst Du allen nach dem fotografischen Schnabel reden, tu es. Meinen Segen hast Du. Bist du dabei froh? Dann hab ich nichts gesagt. Denn es gilt nachwievor und immer der Ausspruch des Alten Fritz .
„Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Jeder nach seiner Façon!“
Ich frage mich aber immer wieder, und leider immer öfter, was sich Leute anmaßen, einem dabei reinzuquatschen?
Gibt es Überlieferungen oder noch Zeitzeugen, die davon berichten könnten, ob Picasso jemals bei der Erschaffung seiner Bilder, von anderen dahingehend belästigt wurde, sein nächstes Werk doch gefälligst mehr mit floralem auszustatten, oder was „schönes“ zu malen?
Ich höre es schon wieder : „Jetzt wird er wieder größenwahnsinnig. Picasso! Er vergleicht sich mit Picasso.“
Ja, denn warum wird bei diesem Künstler ein anderer Maßstab angelegt als bei einem anderen? Jeder hat das Recht, sich selbst mit seiner Art der Ausdrucksform – sei es Malen, Singen, Fotografieren, was auch immer – zu entfalten. Dass Kunst hier in Deutschland keinerlei Stellenwert hat, ist hinlänglich bekannt. Künstler werden herablassend belächelt und bekommen den respektlosen Satz zu hören : „Arbeite lieber was vernünftiges!“.
Vernünftig heisst dann was? Natürlich preußisch manipuliert, gilt nur der als fleißiges anerkanntes Mitglied der Gesellschaft, der morgens um 6 aus dem Bette springt und einer rechtschaffenen Arbeit nachgeht. Komisch dabei ist nur, dass ich nur die Leute, die dieser besagten ach so rechtschaffenen Arbeit nachgehen, ständig über eben diese abkotzen höre. Von den Leuten, die das tun, was ihrer Berufung oder Passion entspricht, nehme ich Zufriedenheit wahr. Das einzige über was diese sich beklagen, sind die widerwärtigen Abwertungen der anderen, die entweder völlig talentfrei sind oder bis in die Haarspitzen neidisch darauf, dass jemand etwas macht, wozu sie selber schlicht zu feige waren.
Das sind dann auch die, die sofort aus ihrer vernagelten Engstirnigkeit heraus versuchen zu argumentieren, dass Künstler in der Gesellschaft Schmarotzer sind. Und nicht jeder versponnen in den Tag leben kann, sondern was leisten muss. Ich persönlich kenne Leute, die urtypische Handwerksberufe habe, weil es ihnen Spass macht und dabei ihre Kreativität und ihren Enthusiasmus ausleben. Säulen unserer Gesellschaft. Menschen, die mit Ihrer Hände Arbeit etwas erschaffen. Aber auch das wird in unserer jetzigen Gesellschaft nicht mehr wertgeschätzt, weil viele lieber über Social Media die Leute mit Ihrer Scharlatanerie und Unwichtigkeit die Zeit stehlen wollen. Möglichst keine Umwege, keine Anstrengung. Keine Kritik. Kein Rückgrat.
Kein Rückgrat, wie diejenigen, die in einer Diskussion über ein Thema, plötzlich meinen, irgendwelche Standesdünkel aus der persönlichen Vita als Scheinargument vorzubringen und auf der anderen Seite, die „guten alten Werte“ propagieren. Diese aber mit ihrem Verhalten verraten und mit Füßen treten. Denn diese Dinge gelten doch bitte nur dann, wenn es demjenigen zum Vorteil gereicht.
Da wird der Beruf des anderen als Schimpfwort umfunktioniert. Was soll das? Hast derjenige so wenig im eigenen Repertoire, dass er nichts anderes kann, als zu versuchen, jemanden kleinzureden, sich zu überhöhen, indem er sich selber als den einzigen, der die Wahrheit und das Recht gepachtet hat, zu betrachten? Was soll das Gerede hinterm Rücken? Der Vorsatz, jemanden bei anderen in Misskredit zu bringen? Sich selber als der ewig Missverstandene und als Opfer darzustellen?
Bei mir zündet sowas nicht, da ich mich nicht auf diese Spielhälfte ziehen lasse. Ich weiss aber, dass andere in ihren schwachen Momenten von so jemandem kaputt gemacht werden.
Und daher hier heute auch dieses Statement. Das die Betreffenden nicht lesen werden. Natürlich nicht. Kritik an ihrer Person kommt in deren Leben ja nicht vor. Und schon gar keine Reflexion. Die Fachliteratur hat für solche Menschen einen Fachbegriff. Narzisst.
Und kleiner Tipp am Rande an alle Narzissten da draussen:
Sich die Welt zurechtignorieren und selbst zu bewichsen, macht nicht interessant, sondern einsam und vollgeschmiert.