Die Jungfrau und das Kind…

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Wer kennt es nicht. Das Phänomen, dass man eigentlich für bestimmte Dinge nichts getan hat, damit sie sich ergeben.

In letzter Zeit ertappe ich mich sehr oft dabei, wie ich den Satz sage :

„Da kam ich dazu, wie die Jungfrau zum Kinde.“

Doch, was heißt das nun konkret? Sicher muss ich den rein biologisch-technischen Vorgang im Detail nicht erläutern, wie aus einer Jungfrau nun die Dame mit Kind wird. Aber die Herkunft des Ausspruches gibt ja nun mal die Richtung vor. Ohne nennenswerten zwischenmenschlichen Körperteilkontakt trug es sich zu, dass etwas da war, das vorher eben nicht da war und man es sich nur mit göttlicher Fügung, schicksalhafter Vorbestimmen oder blankem Zufall erklären lassen könnte.

Und dieses Prinzip scheint eines zu sein, dass sich – und da lehne ich mich jetzt mal aus dem Fenster – wie ein roter Faden durch mein Leben zieht. Oftmals war es eben der blanke Zufall, der dort Dinge in Bewegung setze, die ohne ihn so nicht hätten stattfinden können. Ok, zugegebenermaßen, habe ich hier und da etwas nachgeholfen in der Schaffung des passenden Nährbodens, aber der eigentliche Umstand, der bestimmte Ereignisse bedingte, war vom Universum ausgewürfelt. Manche Sachen – blicke ich darauf zurück – wohl eher im galaktischen Vollrausch, aber das soll hier nicht das Thema sein.

Zufall oder Notwendigkeit? Darüber streitet sich gar nicht Wissenschaft und die verehrten und geschätzten Kollegen Francois Jacob und Jacques Monod haben dazu ein etabliertes Modell postuliert, welches sich mit den elementaren Dingen des Zufalls auf der einen oder der Notwendigkeit auf der anderen Seite befassen.

Passieren Dinge eben, weil die aktuellen Zustände von Raum und Zeit es hergeben? Oder ist des dann zwangsläufig ein Gesetz der Gegebenheit, dass etwas passieren MUSS, wenn die Umstände es bedingen?

Philosophisch sicher hochinteressant, führt aber an dieser Stelle weg vom Zufall, diese eine junge Dame getroffen zuhaben. Klingt für den einen oder anderer jetzt schon wieder zu romantisch verklärt. Den Mäklern und Das-Haar-in-der-Suppe-Suchern sei gesagt, dass ihr es nennen könnt, wie ihr wollt. Aber das hier ist mein Brettchen. Und meine Stulle.

Beginnen wir also mal ganz vorne. Nein, jetzt nicht bei dir Urknall-Sache und weil wir alle Sternenstaub sind, müssen wir uns doch….nein, das meine ich nicht. Ich meine den Tag, an dem dieser besondere Mensch scheinbar aus dem Nichts auftauchte.

Anlass war eine Anfrage eines Stadtmagazins an mich, ob ich mir vorstelle könne, im Rahmen eines Artikels als ortsansässiger Fotograf und Künstler vorgestellt zu werden. Nun kann ich mir grundsätzlich sehr viel vorstellen. Und einen Artikel in einer Zeitung zu haben lag jetzt gedanklich nicht soweit im Abseits. Von jungen engagierten Redaktionsmitgliedern entspannt und kreativ vorbereitet, starteten sie eine Aufruf im Internet, wer denn gerne mal als Modell mit mir ein Shooting machen wollen würde, welches von den Redakteuren dieses Magazin dann dokumentarisch begleitet werden würde.

Allerlei Personen meldeten sich – die Dame vom Magazin hatte schon den richtigen Scanner angeworfen – und so konnte ich mir aus einem Pool von potentiell Willigen ein Modell aussuchen. Das zweite war der Wunsch der Redaktion, weil sie doch ein bisschen mitreden wollten. Nach dem Blick auf die Webseite der ersten – und für mich einzigen – Kandidatin, war mir klar, dass hier etwas möglich sei, was ich zu der Zeit lange nicht mehr hatte. Connection. Und so kam es auch. der Termin in meinem Fotostudio war da, die beiden ausgewählten jungen Damen auch. Und eine Redakteurin, die meinen Ausspruch : „Wenn du irgendwas komplett abwegiges, dass für sich schon ein Foto wert wäre, als Requisit findest, pack es einfach ins Auto.“ wortwörtlich genommen hatte und aus dem Staatstheater einen ausrangierten Kontrabass ins Studio wuchtete.

Da waren sie also die beiden. Und ich muss an dieser Stelle gestehen, dass die eine Dame sicher sehr charmant, attraktiv und sehr talentiert war. Das sagen zumindest die Bilder. In der Retrospektive fehlt mir aber die Wahrnehmung.

So aber nicht von der anderen Frau. Kennt ihr das, wenn man jemandem trifft, und denkt, der- oder diejenige ist nicht von dieser Welt .Erhaben und irgendeinen Zugang zu uraltem Wissen und in einer Sphäre geschützt von den Unbilden des banalen Alltages. Als wenn ihre Füße genau 6 Millimeter über dem Boden schwebten.

Ich bin alles andere als menschenscheu, aber hier war eine Aura, die mich dazu brachte, hektisch meine Hände an meinem Shirt abzureiben, damit so etwas ätherisches nicht mit meinen weltlichen Dreckfingern berührte.

Spontan war es mir auch schon fast peinlich sie mit meinen primitiven Sehgewohnheiten und zweitklassigen Ideen zu behelligen. Gesprochen hatte sie bis dahin noch kein Wort, sondern sie stand mitten im Raum und als wenn sie sämtliche Schwingungen aller bisherigen Geschehnisse dieses Ortes aus dem Äther filterte, liess sie ihren Blick schweifen.

Dann kam sie direkt auf mich zu und legte mir ihre Hand auf den Unterarm, schaute mir in die Augen und sagte nur ein Wort : „Danke!.“

Ich war bis dato nur zwei mal wirklich verstört von Ereignissen um mich herum. Das war das dritte Mal.

Völlig mit sich und dem Universum i Reinen ließ sie ihre Kleidung von sich gleiten nahm sich zwei Dinge, und stand bereit, wie man nur bereit sein konnte. mit dem Kontrabass in der Location.

DANKE, UNIVERSUM!

Und diese Dame ist eine begnadete Künstlerin und ein wenig wie eine Feengestalt. Schaut man sie zu lange an, verschwindet sie. Und taucht irgendwann, irgendwie wieder auf. Ein weiteres Mal im angestammten Habitat der Elfen und Feen, im Wald.

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