Nicht kleckern, sondern klotzen…

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Es gab eine Zeit, da war mir jeder übertriebene Aufwand für ein Shooting zu viel. Irgendwelche Klimperkram-Accessoires zu viel. Umziehen, umstylen, Shootingkonzepte. Zu viel.

Klingt nach chronischer Umlust, meinst Du. Klingt nach einer Zeit, in der ich den größten Output an Bildern hatte. Meine ich. Dass du jetzt nach dem Grund fragst, war mir klar und deshalb habe ich da mal etwas vorbereitet.

Warum ist die beinahe reflexartige Abneigung gegen Vorbereitung, Planung und das aktive Verweigern von allerlei Krempel beim Shooting so effektiv gewesen?

Konzentration aufs Wesentliche. Nicht mehr. Und nicht weniger. Dadurch, dass es nur um das Modell in Reinkultur ging, war klar, wohin die bildnerische Reise geht. Fragte mich ein Modell nach den Varianten und Möglichkeiten und was es so mitbringen solle, lautete meine Antwort eigentlich immer nur : „Dich!“

So mendelte es sich schnell raus, mit welchen Modellen ich arbeiten konnte. Und mit welchen genau nicht. Meist reichte mir sowieso schon ein Blick in entsprechende Portfolios, um zu wissen, dass meine Art der Fotografie zu dem Modell, das gerade anfragte, so gar nicht passen würde. Oder eben eine klassische Schnittmenge von 100 % ergaben.

Eine typische Konversation aus der Zeit:

„….Hallo, ich würde gerne mal Aktfo…..“
„Nein, mach’s gut!“

Trug nicht gerade zur Erschaffung eines Sympathieträgers bei, aber führte definitiv dazu, MEINE Bilder zu machen

Mehr gibt es da nicht zu sagen. Fragte ein Modell nach Fotos, lehnte ich ab. Und das mache ich tatsächlich heute noch.


Beginnt die Konversation mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, dass besagte Dame (oder besagter Herr) in meine Bilder passen könnte, dann werde ich neugierig. Schaue nach. Sehe ich nur Porträts im Portfolio. Na, wie lautet die Antwort? Richtig! NEIN!

Wie ich dann überhaupt zu Bildern kam? Indem ich mir einfach nur die rauspickte, die ich wollte. Und die sich in den Dienst der Sache stellten. Klingt dogmatisch? Ist es auch. Zumindest, was die letztlich dabei entstehenden Bilder anbelangt.

Hinzu kam, dass ich banale Gegenstände, die eigentlich nicht im Studio waren, um in Bildern auszutauschen. in Bildern auftauchen ließ. So wurde DER KLOTZ eine Art Kollege. Nicht das Modell war der Anlass. Nein, der Klotz.

Und der Klotz war halt einfach der Klotz. Eine Spannplattenkiste, anfänglich bespannt mit einem weissen Bettlaken, später dann einfach mit Wandfarbe übergetüncht. Stabil genug in seiner angedachten Darreichungsform als kleines Podest, um sich bei Fotografieren für eine andere Perspektive daraufzustellen.

Initiat war seinerzeit eine damalige Freundin, die , den schönen Künsten zugetan, an der HBK in Braunschweig studierte. Wie sooft half auch der Zufall nach, denn genau am Vorabend einer unserer unzähligen Sessions im Studio langweilte ich mich vorm Fernseher und ließ mich von einer Sendung auf ARTE zum Thema Bildhauerei berieseln. Als die Werke von Rodin über den Bildschirm flimmerten, hatte der Beitrag meine komplette Aufmerksamkeit und die Dame meine Nachrichten im Chat.

Am liebsten wäre sie sofort ins Auto und aus dem Schlafanzug gesprungen, sodass wir den nächsten Tag nur begrenzt geduldig erwarten konnten. Und da jede gute Statue nun mal auf einem Sockel steht, brauchten wir eben einen Sockel. Und damit war „Klotzi“ im Spiel. Und war von da ab, schwerlich wegzudenken Drei Studioumzüge machte er mit, während andere „Accessoires“ in der Tonne landeten.

Von nun an wurde geklotzt.

Versuch es doch auch mal. Nimm einfach irgendeinen Gegenstand. Tisch. Stuhl. Besonderer Stuhl. Sessel. Sense, Dreschflegel oder Stehlampe. Macht den Gegenstand zur Hauptfigur. Und dein Modell zum Accessoire.

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